Ein Kleiderständer mit T-Shirts

Frankreich diskutiert Strafen für Hersteller von Billig-Mode

Stand: 14.03.2024, 15:59 Uhr

Im französischen Parlament wird ab heute über Fast Fashion debattiert. Kritiker wollen Strafen für die schnelle Billig-Mode.

T-Shirts oder Kleider ohne Ende - und das für nur ein paar Euro: Das Angebot bei Online-Anbietern wie Shein oder Temu ist verlockend. Es ist aber auch alles andere als nachhaltig.

Die weltweite Textilindustrie ist laut Europäischem Parlament für schätzungsweise 10 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und produziert damit mehr klimaschädliches CO2 als zum Beispiel der komplette Luftverkehr - auch weil viele Menschen viel mehr Klamotten kaufen als sie brauchen.

Bis zu 10 Euro Strafe pro Kleidungsstück

In Frankreich soll dagegen nun stärker vorgegangen werden. Der von der Abgeordneten Anne-Cécile Violland eingebrachte Gesetzentwurf sieht vor, dass Billigkleidung mit Strafen belegt wird, um ihre Umweltauswirkungen zu decken.

Die Geldstrafen sollen sich an den Umweltauswirkungen der Kleidungsstücke orientieren. Pullover, die im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Wiederverwertbarkeit besonders schlecht abschneiden, könnten die Hersteller bis zum Jahr 2030 eine Strafe von bis zu 10 Euro pro verkauftem Artikel oder 50 Prozent des Kaufpreises kosten, sagte Violland bei Radio France.

Fast Fashion Gesetz in Frankreich geplant

WDR Studios NRW 14.03.2024 00:57 Min. Verfügbar bis 14.03.2026 WDR Online


Werbeverbot: Hiobsbotschaft für Influencer?

Außerdem soll es ein Werbeverbot für Fast Fashion geben. Das könnte auch viele französische Influencer treffen, die mit Werbung für Shein, Temu und Co. Geld verdienen.

"Ultra-Fast-Fashion ist eine ökologische Katastrophe: Kleidung wird schlecht verarbeitet, weit verbreitet, selten getragen und schnell weggeworfen", schrieb der Minister für den ökologischen Wandel Christophe Béchu am Dienstag auf X (früher Twitter). Auch er ist für ein Werbeverbot für Fast-Fashion-Produkte und die Einführung von Strafen.

Förderung von "Second Hand"

Zwar gibt es bereits auf EU-Ebene Gesetze, die auf mehr Nachhaltigkeit in der Textilbranche abzielen, diese würden aber nicht ausreichen, um die Umweltbedrohung durch Fast Fashion zu bekämpfen, heißt es im französischen Gesetzentwurf.

Der Entwurf sieht außerdem vor, Verbraucher besser über Umweltauswirkungen von Fast Fashion zu informieren und die Reparatur und Wiederverwendung von Klamotten zu fördern.

"Fair Fashion" Siegel

Wer neue Kleidung kaufen möchte und dabei aber Wert auf eine sozial-ökologische Herstellung legt, der kann sich an bestimmten Siegeln orientieren.

Die Verbraucherzentrale NRW hat eine Übersicht von Siegeln herausgegeben, die auf fair produzierte Kleidung hindeuten. Darunter zählen beispielsweise Siegel wie "GOTS" oder der "Grüne Knopf". Darüber hinaus gibt sie auch genaue Erklärungen zu den Siegel und welche Standards darunter zusammengefasst sind.

"Fair" ist nicht immer "umweltfreundlich"

"Fair Fashion" steht dafür, dass die Produktionsbedingungen fair sind - also beispielsweise dafür, dass Arbeitnehmerrechte geachtet und Mindestlöhne gezahlt werden. Klimaschutz oder Umweltschutz ist in fair produzierter Mode nicht automatisch mit berücksichtigt.

Laut der Verbraucherzentrale sollte man daher darauf achten, möglichst Second Hand zu kaufen und nur Kleidung zu kaufen, die man beabsichtigt länger zu tragen. Außerdem sollte man schonend mit seiner Kleidung umgehen und kleinere Reparaturen selbst durchführen oder von einer Änderungsschneiderei machen lassen.

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